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Der Mond ist aufgegangen - Abendlied

Der Mond ist aufgegangen

 

Der Mond ist aufgegangen,

die goldnen Sternlein prangen

am Himmel hell und klar.

Der Wald steht schwarz und schweiget,

und aus dem Wiesen steiget

der weiße Nebel wunderbar.

 

Wie ist die Welt so stille

und in der Dämmrung Hülle

so traulich und so hold!

Als eine stille Kammer,

wo ihr des Tages Jammer

verschlafen und vergessen sollt.

 

Seht ihr den Mond dort stehen?

Er ist nur halb zu sehen

und ist doch rund und schön:

so sind wohl manche Sachen,

die wir getrost belachen,

weil unsre Augen sie nicht sehn.

 

So legt euch denn ihr Brüder

in Gottes Namen nieder;

kalt ist der Abendhauch.

Verschon uns, Gott, mit Strafen

und lass uns ruhig schlafen!

Und unsren kranken Nachbarn auch!

 

Text: Matthias Claudius, 1740-1815

Musik: Johann Abraham Peter Schulz, 1779